6 Dezember 2025

Wie Sie mit Ihrer Apotheke während des Wechsels zu Generika kommunizieren

Wie Sie mit Ihrer Apotheke während des Wechsels zu Generika kommunizieren

Wenn Ihr Arzt Ihnen ein neues Rezept für ein Medikament ausstellt, und plötzlich sieht es anders aus - kleiner, weiß statt blau, andere Buchstaben auf der Tablette - dann ist das kein Fehler. Es ist wahrscheinlich ein Generika. Die meisten Menschen wissen, dass Generika günstiger sind, aber nur wenige verstehen, wie wichtig es ist, mit Ihrer Apotheke darüber zu sprechen, bevor der Wechsel passiert.

Warum wechselt man überhaupt zu Generika?

Ein Markenmedikament wird normalerweise dann durch ein Generikum ersetzt, wenn sein Patent abläuft. Das passiert oft nach 10 bis 15 Jahren. Dann dürfen andere Hersteller denselben Wirkstoff verkaufen - und das tun sie, weil es viel billiger ist. In den USA werden heute über 90 % aller verschriebenen Medikamente als Generika abgegeben. In Deutschland ist der Anteil ähnlich hoch. Der Unterschied: Während das Originalmedikament oft 50 Euro kostet, liegt der Preis des Generikums bei 5 bis 15 Euro. Das spart Patienten, Krankenkassen und das Gesundheitssystem Milliarden.

Aber Geld sparen ist nicht alles. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und die US-amerikanische FDA prüfen Generika streng. Sie müssen denselben Wirkstoff, dieselbe Dosierung und dieselbe Wirkweise haben wie das Original. Das bedeutet: Die Tablette muss den gleichen Wirkstoff in der gleichen Menge ins Blut bringen - und zwar in der gleichen Zeit. Die Toleranz liegt zwischen 80 % und 125 % der Wirkstoffaufnahme des Originals. Das ist kein Zufall. Das ist Wissenschaft.

Was ist der Unterschied zwischen Markenmedikament und Generikum?

Der Hauptunterschied liegt nicht im Wirkstoff, sondern in den Hilfsstoffen. Das sind die Farbstoffe, Füllstoffe, Bindemittel und Kapselhüllen. Ein Markenmedikament wie Keppra (Levetiracetam) hat eine bestimmte Form, Farbe und Geschmack. Das Generikum kann anders aussehen - und das verwirrt viele Patienten. Einige berichten, dass sie nach dem Wechsel Kopfschmerzen hatten, sich unwohl fühlten oder ihre Krankheit schlechter kontrolliert wurde. In einer Studie aus dem Jahr 2021 hatten 9,4 % der Patienten mit Epilepsie nach dem Wechsel von Marken- auf Generikum Anfälle, während nur 5,3 % der Patienten, die beim Original blieben, Probleme hatten.

Diese Unterschiede treten besonders bei Medikamenten mit engem therapeutischem Fenster auf - also solchen, bei denen eine kleine Veränderung der Dosierung große Auswirkungen haben kann. Dazu gehören:

  • Levothyroxin (für die Schilddrüse)
  • Warfarin (Blutverdünner)
  • Phenytoin und Levetiracetam (Antiepileptika)
  • Cyclosporin (Immunsuppressivum)

Wenn Sie eines dieser Medikamente einnehmen, ist der Wechsel nicht einfach eine Frage von Preis. Es ist eine Frage der Sicherheit.

Was sollten Sie vor dem Wechsel tun?

Der beste Zeitpunkt, um mit Ihrer Apotheke zu sprechen, ist bevor das Originalmedikament ausverkauft ist. Viele Apotheken warten, bis der Wechsel automatisch erfolgt - aber das ist kein guter Plan. Hier sind drei konkrete Schritte, die Sie jetzt machen können:

  1. Prüfen Sie Ihre Versicherung. Viele Krankenkassen zahlen nur das Generikum, es sei denn, Ihr Arzt schreibt explizit "nicht substituierbar". Fragt Ihre Apotheke nach, ob Sie das Original behalten wollen - und sagen Sie es klar: "Ich möchte das Original, weil ich damit gut zurechtkomme."
  2. Bringen Sie eine aktuelle Medikamentenliste mit. Schreiben Sie auf: Welche Medikamente nehmen Sie, in welcher Dosis, zu welcher Uhrzeit und warum? Das hilft dem Apotheker, Wechselwirkungen zu erkennen. Besonders wichtig, wenn Sie mehr als drei Medikamente einnehmen.
  3. Fragen Sie nach Patientenunterstützungsprogrammen. Einige Generika-Hersteller bieten kostenlose Proben, Rabatte oder Beratung an. Das ist oft unbekannt - aber verfügbar. Fragen Sie einfach: "Gibt es ein Programm für Patienten, die auf dieses Generikum wechseln?"
Apotheker erklärt mit QR-Code die Wirkstoffaufnahme eines Generikums.

Was sagt die Apotheke, wenn der Wechsel kommt?

Ein guter Apotheker wird Ihnen nicht einfach das neue Medikament aushändigen und sagen: "Hier, das ist jetzt Ihr neues Medikament." Stattdessen sollte er oder sie:

  • Die Verpackung erklären: "Das ist jetzt das Generikum von XYZ. Es enthält denselben Wirkstoff, aber andere Hilfsstoffe."
  • Fragen: "Haben Sie schon einmal dieses Medikament eingenommen? Haben Sie irgendwelche Bedenken?"
  • Denken: "Ist das ein Medikament mit engem therapeutischem Fenster? Dann muss ich den Arzt kontaktieren."
  • Dokumentieren: Jede Änderung wird im System vermerkt - und wenn Sie etwas bemerken, wird das später bei der nächsten Kontrolle berücksichtigt.

Wenn Sie ein verschreibungspflichtiges Medikament einnehmen - zum Beispiel ein Schmerzmittel mit Opioiden - dann dürfen Sie jetzt auch die Apotheke wechseln, ohne zum Arzt zurückzugehen. Seit August 2023 erlaubt die DEA in den USA und auch in Deutschland entsprechende Regelungen, dass Apotheken elektronische Rezepte direkt übertragen können. Das bedeutet: Wenn Sie Ihr Rezept in einer anderen Apotheke abholen wollen, weil das Generikum dort billiger ist, können Sie das jetzt ohne zusätzliche Genehmigung.

Was tun, wenn es nach dem Wechsel schlechter läuft?

Wenn Sie nach dem Wechsel zu einem Generikum neue Symptome haben - Müdigkeit, Schwindel, Anfälle, Hautausschlag - dann ist das kein "Einzelfall". Das ist ein Signal. Und Sie haben das Recht, darauf zu reagieren.

  • Notieren Sie alles. Wann haben Sie das Medikament eingenommen? Wann trat das Problem auf? Wie stark war es? Schreiben Sie es auf - nicht nur im Kopf.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Apotheker. Er oder sie kann mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen, prüfen, ob es eine Chargenproblematik gibt, oder mit Ihrem Arzt sprechen.
  • Fragen Sie nach dem Original zurück. Wenn Sie sich wohler fühlen, wenn Sie das Markenmedikament nehmen - dann ist das legitim. Ihr Arzt kann "nicht substituierbar" vermerken. Viele Krankenkassen akzeptieren das, wenn es medizinisch begründet ist.

Ein Fall aus der Praxis: Eine Patientin aus Freiburg nahm seit Jahren Levothyroxin. Nach dem Wechsel zum Generikum fühlte sie sich schwach, bekam Herzklopfen und nahm 3 kg zu. Sie ging zur Apotheke, zeigte ihre Werte vor und nach dem Wechsel - und der Apotheker kontaktierte ihren Endokrinologen. Zwei Wochen später war sie wieder auf dem Original. Ihre Schilddrüsenwerte stabilisierten sich.

Wie Sie den Wechsel sicher meistern: Ein praktischer Checkliste

  • ✅ Fragen Sie vor dem Wechsel: "Ist das Generikum für mich sicher?"
  • ✅ Fordern Sie eine schriftliche Erklärung an: "Was ist anders? Was ist gleich?"
  • ✅ Notieren Sie Veränderungen in Ihrem Körper - auch kleine.
  • ✅ Fragen Sie nach Medikamentensynchronisation: Alle Ihre Medikamente an einem Tag abholen - das verhindert Verwechslungen.
  • ✅ Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie Unsicherheiten haben - nicht nur mit der Apotheke.
  • ✅ Nutzen Sie Patientenportale Ihrer Krankenkasse: Dort sehen Sie, welche Medikamente wann gewechselt werden.
Patienten fordern in der Warteschlange das Originalmedikament zurück.

Was passiert, wenn Sie nichts tun?

Viele Patienten nehmen das Generikum einfach - ohne Fragen, ohne Nachdenken. Das ist verständlich. Aber es ist riskant. Wenn Sie ein Medikament mit engem therapeutischem Fenster einnehmen, und das Generikum anders absorbiert wird, kann das zu schwerwiegenden Folgen führen: zu hoher Blutdruck, Anfälle, Blutgerinnsel, Organversagen.

Und auch wenn es für die meisten funktioniert - 22 % der Patienten berichten in Umfragen von Bedenken bezüglich Wirksamkeit. 15 % sagen, sie hätten Nebenwirkungen, die sie dem Generikum zuschreiben. Das ist kein geringer Anteil. Das sind Menschen, die sich nicht gehört fühlen, weil sie "nur" ein Generikum nehmen.

Sie sind nicht irrational. Sie sind informiert. Und Sie haben das Recht, das zu sagen.

Was kommt als Nächstes?

Die Apotheken werden immer intelligenter. In einigen Kliniken und Apotheken werden jetzt KI-Systeme eingesetzt, die anhand Ihrer Medikamentengeschichte vorhersagen, wer wahrscheinlich Probleme mit einem Wechsel haben wird. Wer hat mehrere Medikamente? Wer hat chronische Krankheiten? Wer hat schon einmal nach einem Wechsel Beschwerden gemeldet? Diese Patienten bekommen eine persönliche Beratung - nicht nur eine Tablette.

Und auch die Hersteller lernen. Einige bieten jetzt spezielle Generika mit identischer Form und Farbe wie das Original an - nur billiger. Das reduziert die Angst vor dem Wechsel. Einige Apotheken haben sogar QR-Codes auf der Verpackung, die Sie mit Ihrem Smartphone scannen können - und dann sehen Sie, was drin ist, wie es wirkt und woher es kommt.

Der Wechsel zu Generika ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass Patienten nicht ausreichend informiert werden. Sie werden nicht eingeladen, mitzureden. Sie werden nicht gefragt, wie sie sich fühlen.

Doch das können Sie ändern.

Ist ein Generikum wirklich genauso wirksam wie das Original?

Ja - aber nur, wenn es richtig eingenommen wird. Generika müssen denselben Wirkstoff in derselben Menge und mit derselben Aufnahmegeschwindigkeit liefern wie das Original. Die europäischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden prüfen das streng. Allerdings können Unterschiede in den Hilfsstoffen bei manchen Menschen zu unterschiedlichen Wirkungen führen - besonders bei Medikamenten mit engem therapeutischem Fenster wie Levothyroxin oder Warfarin. Das bedeutet: Für die meisten ist es gleich, für manche nicht.

Kann ich das Originalmedikament behalten, wenn ich es besser vertrage?

Ja. Sie haben das Recht, auf Ihrem Medikament zu bestehen. Ihr Arzt kann auf dem Rezept "nicht substituierbar" schreiben. Viele Krankenkassen akzeptieren das, wenn Sie medizinische Gründe nennen - zum Beispiel, wenn Sie nach dem Wechsel Nebenwirkungen hatten oder Ihre Krankheit schlechter kontrolliert wurde. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrer Apotheke - nicht mit der Versicherung.

Warum sieht das Generikum anders aus?

Weil die Hersteller andere Hilfsstoffe verwenden - und sie dürfen das. Die Farbe, Form und Größe sind nicht Teil der Wirkung. Aber sie beeinflussen, wie Sie das Medikament wahrnehmen. Viele Patienten verwechseln das mit einem anderen Medikament - und nehmen es dann nicht mehr. Deshalb ist es wichtig, dass die Apotheke Ihnen erklärt: "Das ist dasselbe Medikament, nur anders verpackt."

Was mache ich, wenn ich nach dem Wechsel schlechter schlafe oder mich unwohl fühle?

Notieren Sie, wann die Beschwerden beginnen und wie sie sich anfühlen. Gehen Sie zur Apotheke - nicht zum Arzt, nicht zur Krankenkasse. Die Apotheke kann prüfen, ob es eine Chargenstörung gibt, ob das Medikament mit anderen Wirkstoffen wechselwirkt oder ob es tatsächlich am Wechsel liegt. Oft ist es ein einfacher Tausch - und schon geht es besser.

Kann ich die Apotheke wechseln, wenn das Generikum dort günstiger ist?

Ja. Seit 2023 können Apotheken elektronische Rezepte direkt übertragen - ohne dass Ihr Arzt etwas tun muss. Sie können Ihr Rezept einfach in eine andere Apotheke bringen und sagen: "Ich möchte hier abholen." Das funktioniert auch für verschreibungspflichtige Medikamente. Das spart Zeit und macht den Wechsel einfacher.

Wie kann ich verhindern, dass ich das falsche Medikament bekomme?

Fragen Sie immer: "Ist das das Medikament, das ich nehmen soll?" Und schauen Sie auf die Verpackung: Wirkstoff, Dosis, Hersteller. Nehmen Sie Ihre Medikamentenliste mit. Sprechen Sie laut: "Ich nehme das seit zwei Jahren - ich möchte sicher sein, dass es jetzt das Gleiche ist." Ein guter Apotheker wird das nicht als unhöflich empfinden - er wird es als Verantwortung sehen.

Was können Sie jetzt tun?

Wenn Sie ein Medikament einnehmen, das bald zu einem Generikum wechselt - oder wenn es bereits gewechselt hat - dann ist es nicht zu spät. Gehen Sie heute noch zur Apotheke. Fragen Sie: "Ist mein Medikament jetzt ein Generikum? Was ist anders? Kann ich das Original behalten?" Bringen Sie Ihre Liste mit. Notieren Sie alles. Und sagen Sie: Ich will wissen, was ich einnehme - und warum.

Denn Ihr Körper sagt Ihnen, was er braucht. Sie müssen nur lernen, zuzuhören - und die richtigen Fragen zu stellen.

Geschrieben von:
Sabine Grünwald
Sabine Grünwald