17 November 2025

Medikamente, die Sie während der Schwangerschaft vermeiden sollten: Sicherheitshinweise und sichere Alternativen

Medikamente, die Sie während der Schwangerschaft vermeiden sollten: Sicherheitshinweise und sichere Alternativen

Während der Schwangerschaft ist jede Tablette, jedes Pulver und jeder Tropfen ein potenzieller Einfluss auf das ungeborene Kind. Viele Frauen nehmen aus Angst vor Schmerzen, Erkältungen oder Schlafstörungen Medikamente ein - oft ohne zu wissen, ob sie wirklich sicher sind. Die Wahrheit ist: Nicht alle Medikamente, die Sie vor der Schwangerschaft problemlos genommen haben, sind jetzt noch ungefährlich. Einige können schwere Fehlbildungen, Frühgeburten oder sogar langfristige neurologische Probleme beim Baby verursachen. Die gute Nachricht: Es gibt sichere Alternativen - wenn Sie wissen, was zu vermeiden ist und was stattdessen erlaubt ist.

Medikamente, die strikt verboten sind

Einige Medikamente sind während der Schwangerschaft einfach zu gefährlich, um sie auch nur einmal einzunehmen. Zu diesen zählen vor allem Isotretinoin, das zur Aknebehandlung verschrieben wird. Es erhöht das Risiko schwerwiegender Geburtsfehler auf mehr als 25 % - darunter Missbildungen von Gesicht, Herz und Nervensystem. Selbst kurzfristige Einnahme kann katastrophale Folgen haben. Wenn Sie Isotretinoin einnehmen und schwanger werden möchten, müssen Sie mindestens einen Monat vor der Empfängnis damit aufhören - und eine sichere Verhütung nutzen.

Auch ACE-Hemmer wie Lisinopril oder ARB-Medikamente wie Valsartan sind absolut tabu. Diese Blutdruckmittel führen bei Schwangeren zu einem Risiko von 30 bis 50 % für Nierenversagen des Babys, zu wenig Fruchtwasser und sogar zum Tod des Neugeborenen. Wenn Sie bereits eines davon einnehmen, muss es sofort durch ein sicheres Mittel ersetzt werden - am besten schon vor der Schwangerschaft.

Warfarin, ein Blutverdünner, ist ebenfalls gefährlich. Es kann das sogenannte Warfarin-Syndrom auslösen: charakteristische Gesichtsfehlbildungen, Knochenprobleme und Wachstumsstörungen. Frauen, die Warfarin brauchen, sollten vor der Schwangerschaft auf Enoxaparin (Lovenox) umsteigen - ein Medikament, das die Plazenta nicht passiert und somit sicherer ist.

NSAIDs: Die unterschätzte Gefahr

Ibuprofen (Advil, Motrin), Naproxen (Aleve) und höhere Dosen von Aspirin gehören zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln - und zu den am meisten unterschätzten Risiken. Die FDA warnte im Oktober 2020: Ab der 20. Schwangerschaftswoche dürfen NSAIDs nicht mehr eingenommen werden. Der Grund: Sie können die Nieren des Babys schädigen und zu einem kritisch niedrigen Fruchtwasserspiegel (Oligohydramnion) führen. Studien zeigen, dass das Risiko dafür um das 1,5- bis 2-Fache steigt.

Viele Frauen nehmen Ibuprofen bei Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen - oft ohne zu wissen, dass sie bereits in der 20. Woche sind. Deshalb ist es wichtig: Wenn Sie Schmerzen haben und nicht sicher sind, ob Sie schon 20 Wochen schwanger sind, nehmen Sie lieber nichts ein, bis Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin fragen.

Acetaminophen: Der neue Streitpunkt

Lange galt Acetaminophen (Tylenol) als das sicherste Schmerzmittel während der Schwangerschaft. Doch seit 2021 ändern sich die Erkenntnisse. Eine Studie mit 95.000 Müttern und Kindern im JAMA Pediatrics fand einen 28,6 % höheren Anteil an ADHS und einen 20,4 % höheren Anteil an Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern, deren Mütter Acetaminophen über einen langen Zeitraum während der Schwangerschaft eingenommen hatten.

Im September 2025 gab die FDA eine offizielle Warnung heraus: „Verwenden Sie Acetaminophen nur, wenn es unbedingt nötig ist, und nur in der niedrigsten wirksamen Dosis für die kürzeste mögliche Zeit.“

Das klingt widersprüchlich - denn die American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) hält Acetaminophen weiterhin für die erste Wahl. Der Grund: Eine unbehandelte Fiebererkrankung über 39 °C erhöht das Risiko für Neuralrohrdefekte um das 8,2-Fache. Wenn Sie also hohes Fieber haben, ist Acetaminophen immer noch besser als kein Medikament. Aber für leichte Kopfschmerzen oder ein leichtes Ziehen im Rücken? Versuchen Sie es erst mit Ruhe, Wärme oder einer Massage.

Die Empfehlung lautet heute: Maximal 3.000 mg pro Tag, nicht länger als ein paar Tage hintereinander. Und niemals als tägliche Routine.

Schwangere Frau verwendet sichere Alternativen wie Salzwasserspray und Acetaminophen, um Beschwerden zu lindern.

Antibiotika: Nicht alle sind sicher

Antibiotika sind manchmal unvermeidlich - aber nicht alle sind für Schwangere geeignet. Tetracycline wie Doxycyclin verursachen dauerhafte Zahnverfärbungen und beeinträchtigen die Knochenentwicklung des Babys. Sie sollten in der Schwangerschaft komplett vermieden werden.

Auch Fluoroquinolone wie Ciprofloxacin (Cipro) sind problematisch. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass sie das Risiko für Muskuloskelettale Störungen bei Kindern um das 1,9-Fache erhöhen. Wenn Sie eine Infektion haben, fragen Sie nach sicheren Alternativen wie Penicillinen oder Cephalosporinen - diese haben jahrzehntelange Sicherheitsdaten.

Antiepileptika: Ein schweres Abwägen

Frauen mit Epilepsie stehen vor einer besonders schwierigen Entscheidung. Valproinsäure (Valproat) erhöht das Risiko für schwere Geburtsfehler auf 10,7 % - gegenüber nur 2,8 % in der allgemeinen Bevölkerung. Das bedeutet: Fast jedes zehnte Kind, dessen Mutter Valproat nimmt, hat eine schwere Fehlbildung.

Die gute Nachricht: Es gibt sicherere Alternativen. Lamotrigine und Levetiracetam haben ein Risiko von nur 2,2 % - fast so niedrig wie bei Frauen ohne Epilepsie. Wenn Sie planen, schwanger zu werden, sprechen Sie mit Ihrem Neurologen: Ein Wechsel sollte vor der Empfängnis erfolgen, nicht danach.

Mutter spricht mit einem freundlichen Experten-Owl von MotherToBaby über sichere Medikamente während der Schwangerschaft.

Sichere Alternativen für häufige Beschwerden

Schwangerschaft bringt viele unangenehme Symptome mit sich - aber es gibt sichere Wege, sie zu lindern.

  • Schmerzen: Acetaminophen (325-650 mg pro Dosis, max. 3.000 mg/Tag) ist nach wie vor die erste Wahl - aber nur bei echtem Bedarf und kurzfristig.
  • Allergien: Loratadin (Claritin), Cetirizin (Zyrtec) und Fexofenadin (Allegra) sind gut untersucht und gelten als sicher. Sie haben keine erhöhte Rate von Geburtsfehlern in über 2.000 dokumentierten Fällen.
  • Nasenverstopfung: Salzwasser-Sprays sind die erste Wahl. Wenn das nicht reicht, kann Pseudoephedrin (Sudafed) nach dem ersten Trimester in kleinen Dosen (max. 120 mg/Tag) verwendet werden - aber nur, wenn Sie keinen hohen Blutdruck haben. Es kann den Blutdruck um 5-10 mmHg erhöhen.
  • Verstopfung: Essen Sie mehr Ballaststoffe (25-30 g täglich) und trinken Sie viel Wasser. Wenn das nicht hilft, ist Docusat-Natrium (Colace) 100 mg zweimal täglich sicher. Als zweite Option: Polyethylenglykol (Miralax) 17 g täglich - beide haben keine erhöhte Risiko für Fehlbildungen.

Was tun, wenn Sie schon ein Risikomedikament eingenommen haben?

Viele Frauen rufen sich erst nach der Einnahme eines Medikaments in Panik. Sie haben Ibuprofen genommen, weil sie dachten, sie seien noch nicht schwanger. Sie haben Acetaminophen über Wochen genommen, weil sie Kopfschmerzen hatten. Was nun?

Erstens: Nicht in Panik geraten. Die meisten Medikamente, die in den ersten zwei Wochen nach der Empfängnis eingenommen werden - also vor der Verpflanzung des Embryos - wirken entweder gar nicht oder führen zu einem „Alles-oder-nichts“-Effekt: Entweder wird der Embryo nicht überleben, oder er entwickelt sich normal.

Zweitens: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Die meisten Risiken treten erst ab der 4. bis 8. Schwangerschaftswoche auf - wenn die Organe entstehen. Wenn Sie ein Risikomedikament nach dieser Phase eingenommen haben, ist das oft weniger kritisch.

Drittens: Nutzen Sie kostenlose Beratungsangebote wie MotherToBaby. Sie haben bereits 2,3 Millionen Anfragen pro Jahr beantwortet. Die Experten dort wissen genau, wie groß das Risiko bei Ihrem konkreten Medikament, Ihrer Einnahmedauer und Ihrer Schwangerschaftswoche ist.

Was Sie jetzt tun können

  • Erstellen Sie eine vollständige Medikamentenliste: Schreiben Sie alle verschriebenen, rezeptfreien und pflanzlichen Mittel auf - auch Vitamine und Nahrungsergänzungen.
  • Prüfen Sie vor jeder Einnahme: Fragen Sie sich: „Ist das wirklich nötig? Gibt es eine natürliche Alternative?“
  • Suchen Sie vor der Schwangerschaft Beratung: Wenn Sie chronische Erkrankungen haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie schwanger werden. Ein Wechsel der Medikamente braucht Zeit.
  • Verwenden Sie vertrauenswürdige Quellen: Die FDA-Pregnancy and Lactation Labeling Rule (PLLR) und MotherToBaby sind die besten Quellen - nicht Google oder Facebook-Gruppen.

Die Schwangerschaft ist keine Krankheit - aber sie verändert Ihren Körper so, dass viele Dinge, die vorher sicher waren, jetzt riskant sein können. Das bedeutet nicht, dass Sie auf alles verzichten müssen. Es bedeutet nur, dass Sie bewusster wählen müssen. Mit der richtigen Information können Sie Ihre Gesundheit und die Ihres Babys gleichermaßen schützen - ohne Angst, aber mit Klarheit.

Darf ich während der Schwangerschaft Ibuprofen nehmen?

Nein, Ibuprofen sollte ab der 20. Schwangerschaftswoche vollständig vermieden werden, da es das Risiko für Nierenprobleme und zu wenig Fruchtwasser beim Baby erhöht. Auch vor der 20. Woche sollte es nur in Ausnahmefällen und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Acetaminophen ist die sicherere Alternative für Schmerzen und Fieber.

Ist Acetaminophen wirklich sicher?

Acetaminophen gilt weiterhin als das sicherste Schmerzmittel in der Schwangerschaft - aber nur, wenn es kurzfristig und in niedriger Dosis eingenommen wird. Neue Studien deuten darauf hin, dass eine längere Einnahme das Risiko für ADHS oder Autismus beim Kind leicht erhöhen könnte. Die FDA rät daher, es nur zu nehmen, wenn es unbedingt nötig ist - zum Beispiel bei hohem Fieber. Für leichte Beschwerden sollten Sie zuerst nicht-medikamentöse Methoden ausprobieren.

Welche Antibiotika sind in der Schwangerschaft erlaubt?

Penicilline wie Amoxicillin und Cephalosporine wie Cephalexin gelten als sicher und werden häufig verschrieben. Tetracycline (z. B. Doxycyclin) und Fluoroquinolone (z. B. Ciprofloxacin) sind zu vermeiden, da sie die Zähne und Knochen des Babys schädigen können. Wenn Sie eine Infektion haben, lassen Sie sich von Ihrem Arzt ein sicheres Antibiotikum verschreiben - nicht selbst wählen.

Was ist mit Antidepressiva?

Einige Antidepressiva wie Paroxetin (Paxil) erhöhen das Risiko für Herzfehler leicht. Aber die Behandlung von Depressionen ist wichtig: Unbehandelte Depressionen erhöhen das Risiko für Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht deutlich. Die Entscheidung sollte individuell getroffen werden - oft ist es sicherer, ein gut verträgliches Antidepressivum weiterzunehmen, als es abzusetzen. SSRI wie Sertralin gelten als die sicherste Option in dieser Gruppe.

Wie kann ich herausfinden, ob ein Medikament sicher ist?

Die beste Quelle ist die FDA-Pregnancy and Lactation Labeling Rule (PLLR), die detaillierte Risikobeschreibungen enthält. Außerdem bietet MotherToBaby kostenlose Beratung per Telefon oder Online. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sollte Ihnen auch die aktuelle Sicherheitslage erklären - fragen Sie nicht nur, ob es „erlaubt“ ist, sondern: „Wie groß ist das Risiko wirklich? Gibt es Alternativen?“

Geschrieben von:
Sabine Grünwald
Sabine Grünwald